Dr. Boris Behncke, Vulkanologe am INGV-Institut in Catania, wurde am 2. März geboren und besitzt eine verträumte Lebhaftigkeit, die sich als Fisch manchmal in große Entschlossenheit, manchmal in völligen Defätismus verwandelt. In seinem Fall trifft glücklicherweise (für ihn und für uns) Ersteres zu: Er hat jede Menge Mumm und Entschlossenheit. Anders lässt sich nicht erklären, warum er eines der reichsten und modernsten Länder der Welt – Deutschland, wo er geboren und aufgewachsen ist – verließ, um sich in Sizilien, am Rande Europas, niederzulassen. Oder vielleicht doch: Er tat es aus Liebe!
Verliebt in den Ätna
Dr. Behncke ist in einen „weiblichen“ Vulkan verliebt, leidenschaftlich, aber auch unberechenbar und oft aufbrausend, wie es nur eitle Schönheiten sein können. Der Ätna ist so, und genau deshalb fasziniert er.
Doch Boris‘ erste Liebe galt nicht dem Ätna. Es war vielmehr ein isländischer Vulkan mit einem unaussprechlichen Namen. Die Fotos eines seiner spektakulären Ausbrüche fesselten die Augen und Gedanken des deutschen Jungen … und vielleicht beschloss er schon damals, Vulkanologe zu werden. Doch leider gibt es in Deutschland keine aktiven Vulkane! Er musste sich auf die Suche nach ihnen machen.
Nach dem Studium bereiste Boris die Welt. Er besuchte viele Vulkane, studierte sie, versuchte sie zu verstehen und verständlich zu machen. Dann kam er nach Sizilien, sah den Ätna, und in diesem unglaublichen Berg fand er alle vulkanischen Phänomene, die er kannte. Alles an einem Ort. Natürlich verliebte er sich in ihn!
PHOTOS BEI B.BEHNCKE
Vom Ätna erzählen
Die Entscheidung, die diese Liebe diktiert hatte, war mutig. Am Fuße des Ätna Wurzeln zu schlagen, bedeutete, sich voll und ganz in den Alltag eines Sizilianers zu vertiefen – inklusive Problemen! Boris arbeitete über zehn Jahre lang mit befristeten Forschungsverträgen, ohne Zukunftssicherheit und ohne die Stabilität einer festen Karriere. Doch er gab immer sein Bestes!
Sein Studium verwandelte sich in Bildungsarbeit. Nicht nur in Schulen, sondern auch auf Stadtplätzen, in Theatern und Rathäusern. Denen vom Ätna zu erzählen, die ihn täglich erleben, aber nicht verstehen – das war seine Mission. Und Boris wusste schon immer, wie man über diesen Vulkan spricht: mit einfachen, direkten Worten, oft im sizilianischen Dialekt – denn inzwischen ist auch er Sizilianer geworden, hat hier eine Familie gegründet und eine sizilianische Tochter bekommen!
Indem er über den Ätna sprach, trug dieser talentierte Kommunikator nicht nur dazu bei, das Umweltbewusstsein der Menschen zu stärken, sondern führte sie auch in die Welt des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie ein. Diese „komplizierten Wissenschaftler“ sprachen plötzlich eine Sprache, die jeder verstehen konnte.
Das Leben als Vulkanologe „Catanisi“!
Heute haben sich Leben und Arbeit von Dr. Boris Behncke verändert. Er hat einen sicheren, unbefristeten Job und eine Rolle von nationaler Bedeutung, die ihn oft über Sizilien hinausführt. Doch das Leben eines Vulkanologen ist immer mit „seinem“ Vulkan verbunden. Und Boris lässt keine Gelegenheit aus, dorthin zurückzukehren, um zu forschen und über den Ätna zu sprechen, wann immer es möglich ist. Gelegentlich „betrügt“ er ihn mit dem Stromboli, besonders im Sommer, wenn ihn seine Arbeit unter die Touristenmassen führt, die zu diesem Äolischen Vulkan strömen … Doch sein Herz bleibt für immer mit dem südöstlichen Krater des Ätna verbunden!
Und wie sieht das Leben eines Vulkanologen „Catanisi“ – wie Dr. Behncke es heute ist – aus? Es ist ein intensives Leben voller Schichten, Inspektionen und Überraschungen … denn der Ätna verändert sich ständig und überrascht immer wieder aufs Neue. Aber es besteht auch aus Entspannung mit der Familie, Wandern in der Natur und … Musik! Boris ist, als echter „Fisch“, auch Künstler. Seine Leidenschaft für Klavier und Komposition weit mehr als nur ein Hobby ist.
Auch hier kommt die Inspiration vom Vulkan. Sie kommt von den Momenten der Schönheit und des Donnerns, die der Ätna hervorbringt – ununterbrochen, lebendig und ohne Banalität. Und wer könnte das Tosen eines Vulkans jemals in eine Melodie verwandeln? Jemand, der diesen Vulkan so gut versteht, wie es nur ein Liebhaber kann. (FOTOS VON B. BEHNCKES FACEBOOK-SEITE)